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Andalusien, Bericht vom 1. November

Andalusien - wirtschaftliche Entwicklung mit Hindernissen

Die Küste
Die Küste
Ayamonte
Ayamonte
Am Cabo de Gato werde ich meine letzte Nacht an der Costa del Sol, andalusiens Mittelmeerküste verbringen. Zum ersten Mal bereiste ich in diesem Jahr Andalusien, die südliche Provinz Spaniens. Andalusien das etwa doppelt so gross ist wie Schweiz, zeigte mir zwei gänzlich unterschiedliche Gesichter. Das Landesinnere ist schwach besiedelt und geprägt von hügeligen, zum Teil gebirgigen Landschaften mit grossen Oliven- und Mandelplantagen. Abgesehen von den geschichtsträchtigen Städten wie Sevilla, Granada, Cordoba und Cadiz ist das Landesinnere touristisch nicht sehr stark entwickelt, dies ganz im Gegensatz zur Costa del Sol. Die Küste hat man vollständig einer kopflosen, zweifelhaften touristischen und landwirtschaftlichen Entwicklung geopfert. Ohne Raumplanung und vermutlich auch ohne die Bedürfnisse seriös abzuklären, wurden auf "Teufel komm raus" Feriensiedlungen aus dem Boden gestampft. In den nördlicheren Provinzen und auf den Balearen hat das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage nach derartigen Feriensiedlungen noch einigermassen geklappt, so kamen die Andalusier eindeutig zu spät. Hier an andalusiens Küste baute man tausende, vielleicht auch zehntausende neuer Feriensiedlungen, häufig weit weg von organisch gewachsenen Siedlungen. Sie sind neu, unbewohnt und wohl auch nicht verkauft. Für mich ist klar – hier sind für den Verfall bestimmte Geisterstätte entstanden. Sie stehen mitten im No-where, aufgestellt von masslos gierigen Investoren, die dadurch eine langsame, nachhaltige touristische Entwicklung Andalusiens verhindert haben. Die Wirtschaftskrise und wohl auch die gesättigte Nachfrage nach derartigem Wohneigentum dürften der Region die leer stehenden Gettoüberbauungen noch auf lange Zeit hinaus erhalten.

Hinter der Küste haben die Andalusier ihre Landschaft unter Plastik versteckt. Damit sollen wohl die landwirtschaftlichen Erträge gesteigert werden. Gleichzeitig wurde damit aber die herkömmliche Landwirtschaft zerstört. Diese Plantagen brauchen so viel Wasser, dass sich der Wasserspiegel in einigen Gegenden um bis zu 250m gesenkt haben soll. Die Wasserquellen kleinerer Betriebe versiegten, die Bauern mussten vor der industriellen Landwirtschaft kapitulieren.

Ein weiteres grosses Problem Andalusiens ist die Überfischung des Mittelmeeres. Die Erträge sind so stark zurückgegangen, dass viele Fischer zu Hause bleiben, sie können sich den Diesel nicht mehr leisten. Die verfehlte europäische Fischereipolitik – an der die Spanier munter mitgestrickt haben, führt heute zur grotesken Situation, dass die EU jenen Fischer Prämien ausrichtet, welche bereit sind, ihre Schiffe zu verschrotten, die sie vor 20 Jahren subventioniert hat!

Die grosse Arbeitslosigkeit, die leer stehenden Immobilien und die vielen zum Verkauf stehenden Geschäfte und Läden dokumentieren eindrücklich die miserable wirtschaftliche Lage dieser Region. Und trotzdem habe ich hier sehr viele freundliche und offene Menschen getroffen. Ich hoffe, es möge für sie einen Weg aus diesem Schlamassel geben.
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