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Von Antigua bis Cienfuegos

Hafeneinfahrt Antigua
Hafeneinfahrt Antigua
Nelson Dockjard in Antigua
Nelson Dockjard in Antigua
Baracuda
Baracuda
Frühstück an Bord - mit selbst gebackenen Brötchen
Frühstück an Bord - mit selbst gebackenen Brötchen
Rushhour in St. Martin
Rushhour in St. Martin
Ankunft in Jamica
Ankunft in Jamica
Port Antonio
Port Antonio
Karibische Farben
Karibische Farben
Werlstatt in Port Antonio
Werlstatt in Port Antonio
Langustenfischer - Verkaufsverhandlung
Langustenfischer - Verkaufsverhandlung
Am Morgen des 24. November, 07:15, machten wir im English Harbour am Nelson‘s Dockyard auf Antigua fest. Antigua ist mit einer Fläche von 280 km2 eine kleine Insel und gehört zur Gruppe der kleinen Antillen. Columbus entdeckte sie im Jahre 1493. Da die Insel ohne Wasser war, wurde sie von den Spaniern nur für wenige Jahre besetzt. Mehr Interesse an Antigua zeigten die Briten. Mit dem gut geschützten Hafen hatte die Insel für die Engländer grosse strategische Bedeutung. Die schön renovierten Hafengebäude und die Befestigungsanlage von English Harbour stehen unter Denkmalschutz. Heute leben auf Antigua 75‘000 Menschen. In den Häfen von Antigua liegen viele Luxusyachten – ein unglaublicher Gegensatz zur sehr bescheiden lebenden Inselbevölkerung. Aufwendig war das Einklarieren des Schiffes und der Crew. In einem kleinen Gebäude von weniger als 40 m2 waren die Hafenbehörde, der Zoll und die Immigrationsbehörde untergebracht. Die einzelnen Büros sind getrennt und kommunizieren nicht miteinander, man wird von einer Behörde zu anderen geschickt. Nach 2 1/2 Stunden hatte ich es geschafft, wir waren einklariert.
Am 26. November ging es auf westlichem Kurs weiter in Richtung St. Kitts. Die einzelnen Inseln der kleinen Antillen liegen meist 50 – 60 km auseinander. Die Inseln unterscheiden sich sehr stark voneinander. Die jeweilige Kolonialmacht hat das Leben der Menschen bis heute nachhaltig beeinflusst, es gibt spanisch, französisch, englisch, holländisch und amerikanisch geprägte Inseln. Einige sind heute noch mit dem "Mutterland" politisch und wirtschaftlich eng verknüpft, andere sind völlig selbständig. Auch die wirtschaftliche und touristische Entwicklung verlief nicht einheitlich, so findet man neben der Insel, die von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird und durch deren Gassen sich Touristenströme wälzen eine Insel, auf der sich das Leben noch sehr behaglich abspielt. Viele Inseln lebten während Jahrhunderten vom Zuckerrohr. Als die Plantagen nicht mehr rentabel waren, zogen die Weissen wieder ab, zurück blieben die als Sklaven importierten Schwarzen. Mit dem aufstrebenden Tourismus, meldeten sich auch die Weissen zurück.

Von St. Kitts ging es weiter nach St. Martin. Die französisch – holländische Insel wird in älteren Reiseführern noch als Perle der Karibik beschrieben. Wird der Reiseführer neu aufgelegt, müsste man wohl diese Beschreibung in die Vergangenheitsform setzen. Heute machen an der Insel täglich bis zu fünf Kreuzfahrtschiffe fest. Zudem verfügt die Insel über einen internationalen Flughafen. Die Strassen der Insel mögen den grossen Touristenstrom nicht mehr schlucken und dieser führt zu einem grossen Verkehrschaos. Wir waren froh, nach 2 Tagen wieder auf dem Meer unterwegs zu sein.
Die Selbstversorgung mit frischem Fisch funktioniert noch immer recht gut. Einmal läutete die Bord-Fisch-Glocke bereits am frühen Morgen. An der Angel war ein stattlicher Tuna. Wir waren aber nicht die einzigen Jäger. Andere Jäger machten uns unsere Beute strittig, mit der Folge, dass für uns nur noch etwas mehr als der Kopf übrig blieb. Ein anderes Mal zogen wir einen Baracuda an Bord. Da Baracudas aber häufig giftig sind, gaben wir den Fisch mit den eindrücklichen Zähnen dem Meer zurück. Ein anderes Mal stand der Salat schon auf dem Tisch als kurz vor dem Einnachten noch ein Tuna anbiss und so unser Nachtessen bereicherte.
Anfangs Dezember verliessen wir die Kleinen Antillen und segelten entlang von Puerto Rico, Dominikanischer Republik und Haiti nach Jamaica. Für die ca. 1500 km brauchten wir 5 Tage. Martin und Katarina, die im Juli dieses Jahres geheiratet hatten, nahmen von St. Martin nach Jamaica das Flugzeug. So blieben ihnen ein paar Tage der ungestörten Zweisamkeit. Auf der Fahrt entlang der grossen Karibikinseln erfasste uns während einer Nacht ein Gewitter. Dani weckte mich gegen 22 Uhr. Wind und Wellen nahmen stark zu. Ein Wetterleuchten ging immer mehr in ein Gewitter mit Blitz und Donner über. Es wurde ungemütlich und wir refften unsere Segel. Plötzlich war die ganze Mannschaft auf – an Schlaf war nicht mehr zu denken. Als faradayscher Käfig nutzten wir den Backofen, in dem wir sämtliche elektronischen Geräte verstauten. Gemeinsam und mit gemischten Gefühlen warteten wir den Durchzug des Gewitters ab. Nach 2 Stunden war der Spuck vorüber.

Anfänglich stand Jamaica nicht auf unserem Routenplan. Da noch niemand von uns auf dieser Insel war, beschlossen wir kurzfristig diese Routenänderung und nahmen dafür einen kleinen Umweg in Kauf. Am 5. Dezember liefen wir in Port Antonio ein, ein Ort am nordöstlichen Ende von Jamica. Wie in allen diesen Inselstaaten benötigten wir viel Zeit für das Einklarieren. An Bord kamen 5 Beamte. Es handelte sich um je einen Vertreter der Gesundheitsbehörde, der Immigration, des Zolls, der Hafenbehörde und der Küstenwache. Als die Formalitäten nach 2 Stunden erledigt waren, konnten wir uns bei der Marina melden. Das Einklarieren war auf allen Inseln aufwendig, aber die Aufmerksamkeit dieser freundlichen Beamten vermittelte mir das Gefühl, als wären wir auf den Inseln willkommen. Meist offerierten wir den Beamten ein Getränk und wir plauderten über dies und das.
Port Antonio zählt etwa 10‘- 12‘000 Seelen, wurde aber von der touristischen Entwicklung Jamaicas noch kaum berührt und erschien mir daher sehr authentisch. Der tiefe Entwicklungsstand und die Armut gingen mir unter die Haut – und trotzdem, die Menschen waren meist gut aufgelegt und freundlich. Die Kinder trugen ausnahmslos gepflegte Schuluniformen und freuten sich, mit uns ein paar Worte wechseln zu können.

Am 6. Dezember, kurz vor Mitternacht, traten wir den letzten Streckenabschnitt unserer Reise an. Zu unserem Ziel – Cienfuegos auf Kuba – hatten wir noch ca. 600 km zurückzulegen. Uns begleitete ein stark nach Westen setzender Strom und gute Winde, weshalb wir zum ersten Mal wesentlich schneller unterwegs waren als geplant. Statt der berechneten 2,5 Tage brauchten wir nur 2 Tage. Wir wollten aber nicht in der Nacht in die Bucht von Cienfuegos einlaufen, und legten daher an einer unbewohnten Mangroveninsel eine 10 stündige Pause ein. Der 8. Dezember (vorletzter Reisetag) wurde noch zu einem besonders ereignisreichen Tag. Kurz vor der Insel bissen in 10 Minuten gleich drei Fische, leider waren es aber wieder Baracudas, die wir dem Meer zurück gaben und den dritten Fisch brachten wir nicht genügend schnell an Bord – uns blieb der vordere Drittel, der hintere Teil wurde zur Beute von Fischen. Als wir den Anker gesetzt hatten, riefen wir per Funk ein in der Nähe liegendes Fischerboot auf und fragten die Fischer, ob sie uns einen Fisch verkaufen würden. Kurze Zeit später legten sie mit einem Ruderboot längsseits an. Die Männer waren auf den Fang von Langusten spezialisiert. Nach wenigen Minuten waren wir uns handelseinig. Da wir erst um 22 Uhr weiter wollten, boten sie uns an, nach Sonnenuntergang die Langusten für uns auf unserem Schiffe zuzubereiten. Kurz vor 18 Uhr machte das Ruderboot längsseits fest. An Bord kamen 5 Fischer, 2 mussten auf ihrem Boot bleiben. Sie brachten frisches Gemüse, Gewürze und Tomaten mit. Innert Kürze bereiteten sie für uns ein wunderbares Nachtessen zu. Als ein Fischer noch einmal zu ihrem Schiff zurück ruderte, um für uns schon gekochter Reis zu holen, gingen Martin und ich mit, um den Kapitän des Fischerbootes zu begrüssen. Wir tranken zusammen Kaffee und da Martin fliessend spanisch spricht, konnte er uns einiges über das Leben und die Arbeit von kubanischen Langustenfischern erzählen. Zurück auf unserem Schiff genossen wir unser Nachtessen und danach wurde zu karibischer Musik getanzt. Der Koch bereitete uns für den nächsten Tag noch einen wunderbaren Langustensalat zu, und er liess es sich nicht nehmen, auch noch das Geschirr zu spülen, denn er meinte, diese Arbeit sei ebenfalls Teil seiner Aufgabe. Rechtzeitig verabschiedeten sich die Kubaner, ruderten auf ihr Schiff zurück, und wir setzten – um ein eindrückliches Erlebnis reicher - unseren Weg in Richtung Cienfuegos fort.

Nach 9 Wochen auf See, in denen wir ca. 5500 NM oder knapp 10‘000 km zurückgelegt haben, machten wir um den Mittag des 9. Dezember an unserem Zielort, Cienfuegos / Kuba fest. Dirk und ich blieben noch 10 Tage in Kuba, um dieser Reise einen würdigen, ruhigen Abschluss zu geben. Diese spezielle Reise, die ich mit grossartigen Menschen erleben durfte, wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben: es waren die Nachtwachen mit der Zeit für innere Einkehr - unterbrochen durch das Zubereiten des Teigs für unseren täglichen Brotbedarf, die Auseinandersetzung mit den gewaltigen Kräften der Natur, es war die unendliche Weite des Atlantiks, es waren die wunderbaren, variationsreichen Wolken- , Abend- und Morgenstimmungen, die schwarzen Nächte unter dem Schutz der Sterne, die Vollmondstimmung, die kleinen und grösseren Gewitter, es war die Möglichkeit uns zu einem guten Teil aus dem Meer zu ernähren und nicht zuletzt war es die gute Stimmung an Bord. Und trotzdem, ich freue mich auf meine Frau, Kinder und Enkelkinder, auf meine Freunde und Bekannten und auf die wunderschöne, mir vertraute Umgebung von Einsiedeln.
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