Victoria

Den Wassertest hat die Current Event gut geschafft. Als die Arbeitsliste zum ersten Mal mehr oder weniger abgearbeitet war, setzten wir Segel und mit einem südwestlichen Kurs ging es durch die Strait of Georgia in Richtung Galiano Island. Galiano ist eine der vielen Inseln, die Vancouver Island vorgelagert sind. Mit einer leichten Brise kamen wir unter Vollbesegelung gut voran. Wir waren noch nicht lange unterwegs, als uns ein grosses Gummiboot der kanadischen Grenzwache einholte, um uns zu überprüfen. Als wir alle Fragen zur Zufriedenheit beantworten konnten, zogen sie wieder ab, und wir konnten unsere Reise fortsetzen. Dieser Vorfall zeigte uns, wie gut man heute auch auf See beobachtet und kontrolliert werden kann.
Auch wenn der Süden von Vancouver Island und die vorgelagerten Inseln ziemlich stark bewohnt sind, fühlt man sich hier doch schon der städtischen Hektik entrückt. Unter der Woche sind trotz Sommerferien nur wenig Boote unterwegs und schöne Ankerplätze laden zum Verweilen ein. Da gibt es auch immer wieder Kontakt zu den Nachbarschiffen. Der eine gibt einen Tipp, wie man hier am besten ankern soll, der andere kommt in seinem Ruderboot vorbei, um über etwas zu plaudern. Als wir uns mit dem Dingi noch die Gegend anschauen wollten, streikte der Motor. Wir schraubten, reinigten, wechselten aus und schliesslich gab er wieder ein Lebenszeichen von sich. Wie immer: fundierte Kenntnisse hätten uns eine systematischere Fehlerquellensuche erlaubt, so sind wir bei unseren Reparaturarbeiten auf die Manuels, das Zufallswissen und unsere Hartnäckigkeit angewiesen.
In diesem Inselgebiet verursachen die Gezeiten starke Strömungen, vor allem in Meerengen und Passagen können diese schon einmal unsere Fahrtgeschwindigkeit erreichen, das heisst bis zu 6 kts. Alle 6 Stunden kippt der Strom und zieht dann in die Gegenrichtung. Bei der Bestimmung der Abfahrzeit richtet man sich mit einem schwach motorisierten Schiff mit Vorteil an diese natürlichen Vorgaben. Da wir am nächsten Tag Victoria erreichen wollten, mussten wir zeitig aufbrechen. Auch hier haben die Morgenstunden ihren besonderen Reiz. Diesmal trafen wir auf einige Orcas. Gerade vor uns kreuzten sie unseren Kurs. Der Grenze zu den USA ist man in diesem Gebiet ganz nah und die schneebedeckten Berge des Olympic National Parks bilden eine eindrückliche Kulisse.
Die Einfahrt in Victoria ist eng und diese müssen sich die Schiffe und die Wasserflugzeuge teilen. Gegen Mittag machten wir an der Steganlage des Coast Hotels fest. Als Marina – Gäste durften wir die Hotelanlage nutzen und kamen so ganz unerwartet zu einem Wellness-Weekend. Victoria, die Hauptstadt von Britisch-Kolumbien, hat einen englischen Touch. Charlotte, eine Bekannte Martins, lebt seit 4 Jahren in Victoria und hat uns zu einem Bier eingeladen. Sie erzählte uns, etwas über das Leben auf der Insel und gab uns einige gute Tipps. So besuchten wir mit unseren Minibikes das Schloss Hartley, etwa 15 km ausserhalb der Stadt. Das Schloss baute sich ein kanadisch-schottischer Kohlenbaron anfangs des 19. Jahrhunderts. Die gepflegte Anlage soll häufig als Kulisse in Filmen dienen.
Aufgebunkert legten wir am Samstag gegen Mittag ab und kamen mit der Stömung zügig voran. Vor Anker genossen wir bei einem Fischmenu einen weiteren wunderschönen Sonnenuntergang.