« zurück

Victoria bis San Francisco

IMG_6851
IMG_6851
IMG_6856
IMG_6856
IMG_6876
IMG_6876
IMG_6890
IMG_6890
IMG_6947
IMG_6947
IMG_6970
IMG_6970
Am 1. September, kurz nach 14 Uhr machten wir die Leinen los – die Reise hat begonnen. Eine Reise mit viel Unbekannten, vor der Toni und ich schon auch Respekt haben. Die ersten 4 Tage verliefen recht gut. Zwar galt es, jeden Tag ein unerwartetes Problem zu lösen, aber das gehört wohl zu Abenteuer 😉! Wir kamen etwa in der geplanten Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 5.5 Knoten (ca. 10 km/h) voran. Fährt man aber am Tag während 24 Stunden, so kommt man auch so noch auf ca. 240 km / Tag. Wir mussten uns an den recht starken Wellengang und das damit verbundene Schaukeln gewöhnen. Kommen regelmässige Wellen, ist das einfacher, aber bei den Kreuzwellen, die uns in den ersten Tagen begleiteten, war das Schaukeln schon sehr intensiv.
Das Pilotehouse erweist sich als sehr angenehm – vor allem während der Nacht geniessen wir es, dass wir drinnen navigieren können. Die Nachtwache ist lang, ich vertreibe die Zeit mit Hörbüchern. Ab und zu ein Blick auf den Kartenplotter und den Radar, aber der Verkehr ist hier nicht gross. Ab und zu ein Frachtschiff oder ein Fischer, aber meist sind wir alleine.
Verschiedene kleiner Schäden und eine Flaute im Nacken haben uns bewogen, nach 4 Tagen einen Halt einzulegen. Über Satelliten, Mail, Telefon und App versuchten wir vergebens mit der amerikanischen Bodercontrol Verbindung aufzunehmen. Wir trauten uns daher nicht, das Schiff zu verlassen. Freundliche Amerikaner brachten uns 80 Liter Diesel in Kanistern und Wasser konnten wir ebenfalls aufbunkern. Vor allem genossen wir aber nach 4 Tagen aus unseren Kleidern zu steigen, uns zu pflegen und eine Nacht vor Anker in einer ruhigen Bucht zu verbringen.
Am nächsten Morgen war Flaute. So konnten wir vor Anker in der wärmenden Sonne ein feines Frühstück und einen ruhigen Vormittag geniessen. Aufgrund der Wetterprognosen entschieden wir, gegen Mittag auszulaufen. Im engen Ausfahrtskanal von Coos Bay lag dicker Nebel. Viele Fischer waren an diesem Sonntag mit schnellen Motorbooten unterwegs, Mit Karte und Radar kamen wir aber wieder aufs offene Meer. Schon bald kam eine leichte Brise auf und wir konnten mit Vollbesegelung unseren Weg in den Süden fortsetzen. Ganz nahe kreuzte eine Gruppe von Walen unseren Weg. Es elektrisiert mich immer wieder, die grossen Meeressäuger zu beobachten. Wir genossen die herrliche Stimmung und einen wunderschönen Sonnenuntergang.
In der Nacht frischt der Wind auf. Die Wellen werden höher und die Schaukelei beginnt von neuem. Wir wählen unter Berücksichtigung der Wettervorhersage einen für uns guten Kurs. Dieser bringt uns ca. 200 km weg von der Küste. Wir haben eine grosse Wetterpalette: Flaute, angenehme Winde, starke Winde, Sonnenschein und Nebel. Am frühen Morgen des 8. September wurde der Wind immer stärker. Nach einer Patenthalse streikte unser Autopilote, es gelang uns nicht mehr, dieser wieder zu aktivieren. So übernahmen wir das Ruder, und zwar nicht im Pilotehouse, sondern draussen an der frischen Luft. Es wurde eine nasse, und mit der Zeit auch kalte Übung. Immer wieder wurden wir von der Gischt überspült. Toni meldete unsere Ruderprobleme der Coast Garde von Bodega Bay. Diese begleitete uns während 12 Stunden und erkundete sich alle 30 Minuten nach unserem Standort. Wind und die Wellen erreichten eine Stärke, die es schwierig machten, den Kurs zu halten. Aber ein Segelwechsel in diesen Wellenbergen, war auch nicht verlockend. Wir schoben diesen daher so lange auf, bis wir uns durch die Umstände gezwungen fühlten, dass Gross-Segel einzuholen und das Sturmfock zu setzen. Dieser Kraftakt hat sich gelohnt. Der Autopilote nahm seine Arbeit wieder auf und wir konnten das Schiff im Pilotehouse steuern. Als wir Bodega Bay erreichten (ca. 40 sm nördlich von San Francisco), war es schon dunkle Nacht. Gemeinsam lenkten wir die Current Event durch einen langen, engen Kanal zur Marina.
Am nächsten Morgen war schon kurz nach 6 Uhr Tagwache. Da wir bei der Tankstelle festgemacht hatten, sagte uns der freundliche, aber bestimmte Tankwart, wir sollen tanken und dann ans andere Pier verlegen. Dort konnten wir einige Stunden bleiben, all die nassen Sachen an der Sonne trocknen, retablieren und mit der amerikanischen Border Control Kontakt aufnehmen. Diese gestattete uns freundlicherweise unser Schiff nach Sousalito zu bringen und dort zwei kleinere Reparaturen auszuführen, bevor man uns wieder weiterschickt. In Sousalito müssen wir vorerst auf dem Boot in Quarantäne bleiben – aber vielleicht finden sie ja noch eine Möglichkeit, uns einen kurzen Landurlaub zu gestatten. Bis jetzt waren die sonst sehr strengen Border-Leute recht nett.

MatterSailing | Felix Matter | 6few+lim9x.f6mad8ttn(erw3@br.lue)ewu&inr/.co/hj | Telefon +41 79 714 97 55
Webdesign & CMS by onelook