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Costa Rica - am Ziel

In den Wellen1
In den Wellen1
Bahia Nacascolo, Costa Rica
Bahia Nacascolo, Costa Rica
morgendliches Geplapper
morgendliches Geplapper
Relaxing
Relaxing
Ende gut alles gut
Ende gut alles gut
Nachdem ich die komplizierten mexikanischen Ausreiseformalitäten in 4 Stunden erfolgreich abgeschlossen und Martin der Current Event den letzten Schliff verpasst hatte, machten wir am Abend des 21. Dezember die Leinen los. Unser Plan war es, non-stop nach Costa Rica zu segeln. Wir wollten für einen Kurzaufenthalt nicht die Ein- und Ausreiseformalitäten der jeweiligen Länder durchlaufen. Zusätzlich zu unserem vollen Tank, nahmen wir noch weitere 200 Liter Diesel in Plastikbehältern mit, denn wir wollten in 4 bis 5 Tage ca. 900 km zurücklegen. Dabei mussten wir das Starkwindgebiet des Papagayo zwischen Nicaragua und Costa Rica durchqueren, hatten aber laut Wetterberichten auch mit längeren Flauten zu rechnen.
Jedes Mal, wenn wir die Leinen für einen langen Schlag losmachen, steigt bei mir das Adrenalin. Was erwartet uns in den nächsten Tagen? Macht unser Motor dieses Mal mit? Wie meistern wir das Starkwindgebiet des Papagayo? Was erwartet uns in Costa Rica, usw.? Als wir los fuhren, wussten Martin und ich, dass wir zusammen Weihnachten im pazifischen Ozean feiern werden Auch dies war für uns ein spezielles Ereignis. Auf der ganzen Strecke begleiteten uns leichte thermische Winde. In der zweiten, dritten und fünften Nacht zeigte uns der Papagayo seine Kraft. Wir waren immer bemüht eine optimale Segelkombination zu finden, denn bei Starkwind macht der Autopilot nur mit, wenn die Kräfte auf dem Schiff richtig verteilt sind. Wir wechselten uns in 6-stündigen Schichten ab. Diese Schichten sind zwar lang, ist man aber nicht in der Pflicht, findet man besser Schlaf als bei kürzeren Schichten. Die Wache verläuft in der Regel recht kurzweilig. Ich lese in meinem E-Reader, schreibe Berichte, arbeite an unseren youTube Episoden oder spiele auf meinem Handy Skat. Auf der Karte verfolge ich den Kurs, kontrolliere auf dem Radar, dass wir kein Fischerboot rammen und geniesse, die Fahrt durch die nächtliche Einsamkeit. Helle Mondnächte oder ein wunderbares Sternenpanorama tragen dann meine Gedanken irgendwohin. Ich liebe es, diesen Gedanken freien Lauf zu lassen und sie trotzdem zu verfolgen. Sie bieten mir auch immer wieder Gelegenheit meine Vergangenheit aufleben zu lassen, und mich an die vielen Menschen zu erinnern, die mich auf meinem Lebensweg begleitet haben – einfach wunderbar!
Ab und zu brühe ich mir einen Tee. Ist alles ruhig, so erlaube ich mir auch einmal ein kurzes Nickerchen. Der Radar - Kollisionsalarm unterstützt meine Überwachungsaufgabe, und mit einer Geschwindigkeit von knapp 10 km/h sind wir langsam unterwegs. Auf längeren Schlägen versuchen wir auch tagsüber etwas zu schlafen, um auf unserer Schicht unsere Aufgaben richtig wahrnehmen zu können. Nimmt der Wind zu, so ändert sich das Ganze. Dann beschäftigen uns vor allem die Segel und der optimale Kurs zu Wind und Wellen. Dieser muss immer wieder korrigiert werden. Nach 6 h sind wir jeweils froh, abgelöst zu werden.
Auch auf diesem Abschnitt hat uns unser Motor beschäftigt. Mittlerweile kennen wir diesen aber recht gut und stellen bei fremdartigen Geräuschen meist die richtige Diagnose und das ist schon die halbe Lösung des Problems. Als ich eines morgens aus einem Tiefschlaf erwachte, sah ich Martin bereits an der Arbeit: er hatte während seiner Schicht die Filter gewechselt und so den Motor wieder fit getrimmt!
Während der letzten Nacht durchquerten wir das Herz der Starkwindzone «Papagayo». Häufig waren wir zusammen an Deck und besprachen, die nächsten Schritte, um die Current Event sicher durch dieses Gebiet zu steuern. Erleichtert, müde und zufrieden erreichten wir am Morgen des 26. Dezember unser Ziel in Costa Rica. Unsere Ankunft feierten wir mit einer Flasche Champagner und einem guten Frühstück am Anker in der Bahia Nacascolo. Es war uns nicht erlaubt, vor der Immigration in der Marina Papagayo festzumachen.
Zusammen mit Toni und Martin habe ich die ganze nord- und lateinamerikanische Pazifikküste von Norden nach Süden abgesegelt. Die Reise war anstrengend, aber für mich ein starkes, aussergewöhnlich schönes und ereignisreiches Erlebnis. Dabei gab es einige Pannen und Probleme zu lösen, aber das ist part of the game. Eine solche Reise können nur Menschen geniessen, die in den sich stellenden Herausforderungen eine gewisse Attraktivität empfinden. Mit Martin habe ich genau einen solchen Menschen als Schiffs-Partner gefunden. Er hat sich mit grossem Enthusiasmus all den zu lösenden Problemen gestellt. Wir haben diese analysiert, mögliche Lösungen diskutiert und dann die Sache anhand genommen. Wir konnten aber auch viele eindrückliche Tage entlang der Küste des pazifischen Ozeans geniessen. Wir haben Schildkröten gesehen, konnten Wale beobachten und immer wieder haben uns Vögel und Delphine für kürzere oder längere Strecken begleitet. Der Schlag von Acapulco nach Costa Rica mit Martin, hat sich tief in mein Bewusstsein gelegt. Ich bin allen dankbar, die mir diese Reise ermöglicht haben. Ganz tief und dankbar empfinde ich auch immer wieder die Unterstützung durch meine Frau Verena. Sie unterstützt mich immer wieder, damit ich meinen Drang nach Abenteuer ausleben kann.
Jetzt ist Martin am Zug. Er bringt die Current Event durch den Panama-Kanal in den Atlantik. Wann und wo ich die Reise fortsetzen kann, steht in den Sternen, aber eine Fortsetzung wäre schön! Martin wünsche ich viele schöne Stunden und einen Sack voll guter Erlebnisse mit der "old Lady".


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